Das Wichtigste in Kürze zu Derivaten erklärt
Derivate erklärt
Auch, wenn das Thema komplex ist, sind Derivate einfach zu erklären. Es handelt sich um einen zwischen zwei Handelspartnern geschlossenen Vertrag. Derivate sind Finanzinstrumente, deren Wert sich von der Preisentwicklung eines Basiswerts ableitet. Der Basiswert, auch Basisprodukt oder Underlying Asset genannt, kann z. B. eine Aktie oder eine Währung sein. Er kann deshalb verschiedenen Assetklassen zugeordnet werden. Darunter fallen:
- Aktien
- Anleihen
- ETFs
- Fonds
- Indizes (Aktien, Immobilien, Volatilität)
- Kryptowährungen
- Rohstoffe
- Währungen (Devisenhandel)
- Zinssätze
Als Anleger prognostizierst Du die Entwicklung eines Basiswerts und kaufst entsprechend ein Derivat von Deiner Bank. Diese stellt Dir dafür ein Zertifikat aus. Das Besondere: Der Wert Deines Zertifikats ändert sich mit den Kursänderungen des Basiswerts, ohne, dass Du das Basisprodukt kaufen musst. Je nach Anlageform und Strategie kannst Du auch bei leicht fallenden oder stagnierenden Kursen einen Gewinn erzielen.
Im Gegensatz zum direkten Wertpapierkauf kannst Du mit Derivaten auch auf fallende Kurse setzen. Entsprechend häufig ist der Derivatehandel risikoreicher als jener mit Basiswerten, denn Derivate werden oft mit einer Hebelwirkung gehandelt. Bestimmte Derivate fallen somit unter Hebelprodukte. Dabei bestimmt ein sogenannter Hebelfaktor, um welchen Multiplikator Kurssteigungen oder -einbrüche vervielfacht werden (zweifach, dreifach, fünffach). Das führt bei steigenden Kursen mit hohem Hebel schnell zu überproportionalen Gewinnen. Bei fallenden Kursen verstärkt sich der Effekt entsprechend, sodass Dir im schlimmsten Fall ein Totalverlust droht.
Wie funktionieren Derivate?
Du kannst Derivate für unterschiedliche Zwecke nutzen. Hier findest Du drei der geläufigsten Anwendungen:
Arbitrage
Mithilfe von Derivaten kannst Du Preisunterschiede zwischen Märkten ausnutzen, z. B. zwischen Termin- und Kassamärkten.
Risikoabsicherung (Hedging)
Derivate werden häufig zur Risikominimierung eingesetzt, z. B., um Unternehmen vor Wechselkursschwankungen oder Banken vor Kreditausfallrisiken zu schützen. Doch auch als Privatanleger kannst Du mit Derivaten Wertpapierpositionen gegen Kursverluste absichern. Während der Basiswert, z. B. eine Aktie, bei einem Kursrückgang verliert, profitiert ein entsprechend ausgerichtetes Derivat davon.
Spekulation
Derivate ermöglichen es Dir, von zukünftigen Preisbewegungen zu profitieren. Derivate auf einen steigenden Marktpreis werden als „long“ oder „call“ bezeichnet, solche auf einen sinkenden Preis als „short“ oder „put“.
Bedingte und unbedingte Termingeschäfte
Derivate bringen Besonderheiten mit sich, denn nicht jeder geschlossene Derivate-Vertrag muss auch tatsächlich beidseitig eingehalten werden. Man unterscheidet bedingte und unbedingte Termingeschäfte.
Bedingtes Termingeschäft
Ein bedingtes Termingeschäft bietet für Dich als Käufer die Möglichkeit, aber nicht die Pflicht, die Erfüllung zu verlangen. Du entscheidest am Ende der Laufzeit, ob Du das Recht ausübst oder nicht. So kannst Du eine Option auf den Zuckerpreis kaufen, diese aber verfallen lassen, wenn der Marktpreis dafür steigt. Beispiele für bedingte Termingeschäfte sind Swaps und Optionen.
Arten von Derivaten
Es gibt verschiedene Arten von Derivaten, die sich alle durch unterschiedliche Chancen und Risiken auszeichnen. Deshalb findest Du hier eine Erklärung einiger Derivate und ihrer Funktionsweisen.
Differenzkontrakte (Contracts for Difference)
Differenzkontrakte, kurz CFDs, ermöglichen die Spekulation auf Kursbewegungen ohne Besitz des Basiswerts. Sie bieten eine Hebelwirkung für höhere Gewinne oder Verluste. Sei Dir der Tatsache bewusst, dass dieses Instrument des Daytradings sehr riskant ist.
Forwards (Termingeschäfte)
Forwards, auch Forward Contracts oder unbedingte Termingeschäfte, sind verbindliche Verträge zum Kauf oder Verkauf eines Basiswerts zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt. Im Gegensatz zu Futures werden Forwards außerbörslich zwischen zwei Parteien individuell gehandelt. Dadurch sind sie maßgeschneidert, aber auch weniger reguliert.
Futures (Terminkontrakte)
Futures sind verbindliche Terminkontrakte zum Kauf oder Verkauf eines Basiswerts zu einem festgelegten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft. Sie werden häufig für Rohstoffe, Währungen oder Indizes an Terminbörsen wie der European Exchange (Eurex) oder der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt. Die standardisierten Bedingungen ermöglichen einen transparenten und liquiden Handel.
Optionen
Optionen sind standardisierte Kontrakte, die dem Inhaber das Recht, aber nicht die Pflicht gewähren, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Solche Termingeschäfte kannst Du an Terminbörsen wie der Eurex oder CME handeln. Die klar definierten Optionsbedingungen werden transparent veröffentlicht. Entwickelt sich der Basiswert ungünstig, kann der Optionsinhaber auf die Ausübung verzichten. Die Gegenpartei bei Optionen, der sogenannte Stillhalter, muss bei einer Call-Option liefern oder bei einer Put-Option kaufen, wenn das Ausübungsrecht genutzt wird. Dafür erhält er eine Prämie.
Swaps
Swaps sind Finanzinstrumente zum Austausch von Zahlungsströmen, häufig zur Absicherung oder Spekulation auf Zins- oder Währungsrisiken. Swap-Kontrakte werden meist individuell ausgehandelt.
Zertifikate
Zertifikate sind von Banken ausgegebene Schuldverschreibungen mit Emittentenrisiko. Mit ihnen wettest Du auf die Wertentwicklung eines Basiswerts (Aktien, Indizes oder Rohstoffe). Eine Form sind ETCs (Exchange-Traded Commodities), die den Rohstoffhandel erleichtern. Sie bündeln Future-Kontrakte und haben variable Laufzeiten.
Vor- und Nachteile von Derivaten
Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass Derivate ein sehr komplexes Finanzprodukt sind. Hohe Gewinnchancen treffen auf ebenso hohe Verlustrisiken, die je nach Art des Derivats das eingesetzte Kapital sogar übersteigen können. Die folgende Tabelle vergleicht Derivate mit anderen Anlageformen gemäß den drei konkurrierenden Faktoren des magischen Dreiecks der Vermögensanlage – Sicherheit, Ertrag und Verfügbarkeit:
Anlageform | Liquidität | Mögliche Rendite | Sicherheit |
Aktien | Hoch | Mittel bis hoch | Gering bis mittel |
Anleihen | Mittel bis hoch | Gering bis mittel | Mittel bis hoch |
Derivate | Mittel bis hoch | Sehr hoch | Gering |
ETFs | Hoch | Mittel bis hoch | Mittel |
Festgeld | Sehr gering | Gering | Sehr hoch |
Fonds | Mittel bis hoch | Mittel | Mittel |
Immobilien | Gering | Mittel | Mittel |
Tagesgeld | Hoch | Sehr gering | Sehr hoch |
Vorteile
Dank der Hebelwirkung kannst Du mit wenig investiertem Kapital überproportionale Gewinne erzielen. Derivate bieten vielfältige Anlagemöglichkeiten und -strategien, um auf unterschiedliche Marktentwicklungen zu setzen. Dadurch profitierst Du, je nach Wahl des Derivats, nicht nur von steigenden, sondern sogar von fallenden Kursen. Mithilfe von Derivaten hast Du die Möglichkeit, in schwer zugängliche Märkte zu investieren, z. B. in Rohstoffe oder Währungen.
Nachteile
So verlockend die Vorteile auch klingen, so gravierend können die negativen Auswirkungen von Derivaten sein. Mit überproportional hohen Gewinnchancen der Hebelwirkung sind ebenso hohe Verluste verbunden. Im schlimmsten Fall kann das sogar zu einem Totalverlust führen. Kommt es bei bestimmten Derivaten (z. B. Futures) zu einer Nachschusspflicht, gehen Deine Verluste sogar über das eingesetzte Kapital hinaus. Die Vielzahl an Arten von Derivaten sowie ihre Komplexität können schnell dazu führen, das mit diesem Finanzinstrument einhergehende Risiko zu unterschätzen.
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Häufige Fragen zu Derivaten erklärt
Ein Derivat funktioniert prinzipiell wie eine Wette. Du wettest beispielsweise darauf, dass der Kurs einer Aktie oder eines ETFs bis zu einem bestimmten Termin steigt. Tritt dies ein, gewinnst Du, fällt er, verlierst Du.
Derivate bieten durch Hebelwirkung Chancen auf hohe Renditen, bergen dadurch aber auch große Verlustrisiken. Zudem bestehen Kreditrisiken, wenn eine Vertragspartei zahlungsunfähig wird, sowie Liquiditätsrisiken, falls der Handel schwierig ist. Die hohe Komplexität vieler Derivate führt dazu, dass Anleger die Risiken oft unterschätzen.
Die Erklärung von Optionsscheinen ist denkbar einfach: Sie werden von Banken oder Finanzinstituten herausgegeben. Optionsscheine berechtigen zum Kauf (Call) oder Verkauf (Put) eines Basiswerts zu einem festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums.
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