Det is det Spiel des Jahres

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Det is det Spiel des Jahres

Fußballfans kennen die Rivalitäten zwischen Klubs wie dem Hamburger SV und St. Pauli, Hertha und Union Berlin, Dortmund und Schalke. Dabei hat Fußball-Deutschland mehr zu bieten als eine Handvoll Derbys hochbezahlter Profis mit eher marginalem Bezug zu Region, Verein und Fans. Echte Fußballliebe gibt es in der Kreisliga, wo das Spielfeld zum Mittelpunkt für Familien, Freunde und Fans wird und Papas und Ehemänner zu Helden werden. Ein Dorf im Derby-Fieber: Schlalach hat 300 Einwohner, darunter 50 Vereinsmitglieder und noch viel mehr Fans. Das hat es lange nicht gegeben: Der SV Traktor Schlalach, im letzten Jahr in die Kreisliga B aufgestiegen, trifft nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder auf den Nachbarclub SPG TSV Treuenbrietzen Union Linthe. „Det is det Spiel des Jahres“, sagt David Günther, „darauf freuen wir uns schon seit Monaten.“

Det is det Spiel des Jahres

„Ihr wollt euch keinen dummen Spruch anhören. Den wollt ihr lieber selbst machen.“

Günther, Traktor-Trainer und Bruder des Vereinsvorsitzenden, steht im „Waldstadion“ in Treuenbrietzen in der Umkleidekabine und schwört seine Mannschaft auf den Gegner ein. „Jungs, ihr wisst, was zählt. Wenn ihr die anderen später trefft, wollt ihr euch keinen dummen Spruch anhören. Den wollt ihr lieber selbst machen.“ Draußen ist die Stimmung schon freudig aufgeladen. Fans beider Mannschaften stehen eng zusammen bei Kaffee oder Bier. Man kennt sich, vom Job oder über den Kindergarten. Doch auch ein Lokalderby im Havelland ist kein Ponyhof. In der Kabine jedenfalls stellt David Günther seine Jungs auf einen harten Fight ein. „Was ich von euch erwarte, ist Power, vorne drauf gehen, Umschaltmomente nutzen.“ Der Blick auf die Tabelle macht Mut: Schlalach steht auf Platz 9, vor dem viel größeren Treuenbrietzen. Aber Günther weiß auch: „Kannste dir jetzt nix für kaufen.“ Seinen Heimatverein gab es schon vor der Wende, wie viele Betriebssportgruppen und Vereine. Nach 1990 begann jedoch die Abwanderung, der Verein schloss seine Pforten. Mit der Neugründung im Jahr 2002 fanden auch manche Zugezogene den Weg zum Fußball, weiß Günther. Mittlerweile habe man „keine Probleme, Spieler zu bekommen.“

„Wir sind zwar nur ein Dorfverein, aber auch Klubs aus größeren Städten wie Beelitz mit 12.000 Einwohnern können wir ärgern“. Traktor-Trainer David Günther

Die Vorzeichen für einen Sieg sind gut, denn Treuenbrietzen ist Tabellenschlusslicht. Doch wie ein Absteiger tritt die Mannschaft im eigenen Stadion nicht auf. Die Angriffsbemühungen der Traktoristen werden immer wieder im Mittelfeld unterbunden. Nach 20 Minuten steht Thomas Knappe zum ersten Mal frei vor dem gegnerischen Tor – und schiebt den Ball ins Aus. „Muss er machen!“, ärgert sich Günther. Die Bank nickt. Dann wechselt der Coach schon zum ersten Mal. In einem Zweikampf hat sich Verteidiger Manuel Jakob verletzt. Auch das gehört zur Wahrheit eines Derbys in der Kreisliga: Wenn die Emotionen hochkochen und der Wille größer ist als die fußballerische Finesse, kommt es gelegentlich zu ruppigen Zweikämpfen, nach denen mindestens ein Spieler auf dem Rasen liegen bleibt. „Es geht schon mal richtig zur Sache“, sagt der verletzte Jakob. Da helfen dann manchmal weder Eisspray noch eine Bandage, sondern nur die Hoffnung („Wird schon“) und eine gute Absicherung.

Der Tischler hatte seine Hand an der Kreissäge verletzt, jetzt muss er früher spielen als geplant.

Hannes Schulz kommt rein. Der Tischler hatte seine Hand an der Kreissäge verletzt, konnte wochenlang nicht trainieren, jetzt muss er früher spielen als geplant. Der Rasen ist holprig, das Spiel zerfahren. Erst in der 35. Minute gelingt den Schlalachern ein Spielzug über drei Stationen. Der Ball landet bei Knappe, der unbedrängt einschiebt. Trommelwirbel, Jubelrufe – Schlalach führt 1:0. Ist das schon der halbe Derbysieg? Nach der Pause sehen die knapp 300 Besucher, wie sich die Spielanteile zugunsten von Treuenbrietzen verlagern. Wie sich die Gegner Chance um Chance erspielen. Günther reagiert, bringt zwei neue Spieler, muss dann aber kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, wie Treuenbrietzen per Kopf erst das 1:1 und 20 Minuten später sogar das 2:1 erzielt. Spiel gedreht.

„Macht euch nicht fertig, Jungs, es gibt ein nächstes Mal“, sagt der Trainer nach dem Spiel.

Die Enttäuschung ist groß, als der Schiedsrichter das Derby nach 93 Minuten abpfeift. „Jetzt müssen wir uns wochenlang blöde Sprüche anhören“, sagt Erik Schröder, der rotgesperrt auf der Bank sitzen musste. „Macht euch nicht fertig, Jungs“, muntert Trainer Günther sein Team auf, „es gibt ein nächstes Mal.“ Und es gibt den Sommer in Italien. Dann haben die Traktoristen die einmalige Chance, ihr Können auf ein ganz neues Level zu heben – unter optimalen Bedingungen. Denn sie haben bei einem Gewinnspiel ein Trainingslager mit Kulttrainer Peter Neururer gewonnen. „Wir alle freuen uns schon riesig darauf“, schwärmt Günther. Es besteht ja auch Trainingsbedarf für die Schlalacher, das hat die Derby-Niederlage gezeigt. Doch Sieger der Herzen sind sie schon jetzt.

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Stefan

Stefan ist seit 1994 als Online-Redakteur für unsere Webseite verantwortlich.
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