Engagement

Endlich Gardasee

„Wenn ich einen See seh, brauch ich kein Meer mehr“ hat schon Karl Valentin erkannt. So oder so ähnlich denken auch die Amateurkicker vom SV Traktor Schlalach, als sie fürs Trainingslager in Norditalien aufschlagen. Denn dort trifft der Sieger unseres Gewinnspiels auf traumhafte Bedingungen und Kult-Trainer Peter Neururer. Aber der Reihe nach.

Ende Juni reibt man sich im Sporthotel am Gardasee verwundert die Augen, als plötzlich ein Bus mit dem Schriftzug des polnischen Erstligisten Lech Posen um die Ecke biegt. Angekündigt hatten sich doch die Amateure aus Schlalach? Eine Fata Morgana bei 33 Grad?

Am Ende steigt die Mannschaft des SV Traktor aus und das Mysterium klärt sich auf: Es ist „nur“ der ausrangierte Bus des polnischen Erstligisten. In der Stadt in Polen ausgedient, beschert er der Truppe aus Brandenburg schon mal einen profihaften ersten Auftritt. Und wie sieht’s auf dem Platz aus? Die Bedingungen: traumhaft. Die Stimmung: großartig. Das spielerische Niveau: erstmal zweitrangig.

„Als wäre er schon ein paar Jahre unser Trainer.“

Am Samstag steht das große Highlight an: Trainingseinheiten mit Peter Neururer. Er dirigiert, kommentiert, motiviert – immer auf Augenhöhe. Die Jungs sind begeistert: „Wie er mit uns umgeht, wie bodenständig er ist, als wäre er schon ein paar Jahre unser Trainer.“

Während Neururer mit der ersten Einheit an der Technik feilen lässt, geht die zweite an die Puste. Die Interviews danach sind entsprechend kurzatmig. Nur Trainer Günther beschreibt in ganzen Sätzen, warum ihn der Fußball so fasziniert: „Das fragt man sich manchmal selbst. Aber mein Vater hat schon gekickt. Da war garantiert was in den Genen dabei.“

Einfach mal so ein bisschen ziellos auf dem Platz rumkicken? Das ist beim SV Traktor Schlalach sowieso nicht drin. Natürlich steht der Spaß am Fußball im Fokus, trotzdem wollen die Spieler was leisten. „Amateure spielen aus Freude, die muss man nicht motivieren. Die kommen zusammen, weil sie Spaß miteinander haben wollen, sie lieben Fußball einfach – sonst würden sie das hier gar nicht machen“, wie Neururer anerkennt.

Wie tief diese Leidenschaft wirklich geht? Sehr tief. Denn die Kicker verdienen mit dem Sport nichts. Sie arbeiten in Vollzeit, haben Familie, Kinder … also viel Verantwortung im Alltag. Sport und Verein kommen obendrauf. Das verlangt den Amateuren einiges ab. Torwart Michael schafft häufig nur die Trainingseinheit am Freitag, die am Dienstag ist nicht immer drin.

Stürmer Kai legt als selbstständiger Osteopath seine Termine extra so, dass er zum Training kommen kann – nicht immer einfach.

Der Einsatz am Gardasee hat sich jedenfalls gelohnt. Für eine herausragende Leistung lässt Peter Neururer 50 Euro für die Mannschaftskasse springen.

“Solchen Leuten sollte der DFB alle Türen öffnen.”

David Günther, der Trainer des SV Traktor Schlalach, arbeitet als Medizinisch-technischer Assistent in der Radiologie, hat Familie und ist stark im Verein eingebunden. Trainingseinheiten bereitet er akribisch vor. Wie er das alles unter einen Hut bekommt? „Viel miteinander reden und gut organisieren – und der Familie auch den Freiraum geben, die sie einem für die eigene Leidenschaft zugesteht“, erzählt er.

Von Neururer ist er beim Trainingslager begeistert. Aber auch der Profi hat nur lobende Worte für seinen Kollegen übrig: „So ein Junge hat es verdient, weitergehen zu dürfen. Der lebt den Fußball. Der hat richtig Ahnung. Solchen Leuten müsste der DFB alle Türen öffnen." Auch dass David in der Kreisliga Gegenpressing spielen lässt, zeuge von Idealismus und Ambitionen.

Ob David überhaupt in eine höhere Liga wechseln würde? In Schlalach trainiert es sich doch am schönsten. Außerdem schlummert hier ein ungeahntes Potenzial, das auch Peter Neururer beeindruckt: „Manche Leute beim SV Traktor Schlalach sind motorisch besser als die Liga, in der sie spielen.“ Neururer muss es wissen: 16 betreute Vereine und 600 Profispiele stehen für ihn zu Buche. Ein Erfahrungsreichtum, mit dem er den Abend bereichert. So klingt der Tag bei Pasta, Vino Rosso und Anekdoten aus einem reichen Trainerleben harmonisch aus.

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Über den Autor
Stefan

Stefan ist seit 1994 als Online-Redakteur für unsere Webseite verantwortlich.
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