KENNENLERNEN PETER NEURURER UND SV TRAKTOR SCHLALACH

Engagement

„Wir werden Spaß haben“

Die Spannung steigt. Nur noch wenige Wochen, dann fährt der Amateurclub SV Traktor Schlalach an den Gardasee, um dort vom ehemaligen Bundesligatrainer Peter Neururer gecoacht zu werden. Zur Einstimmung trafen sie sich schon mal online.

Peter Neururer erscheint gut gelaunt im Online-Call, auf dem Kopf eine weiße Schiebermütze. Mit ihm in der Runde ist die Kreisliga-Mannschaft des SV Traktor Schlalach, die sich aus Brandenburg zugeschaltet hat. „Wir freuen uns riesig, dich kennenzulernen, Peter“, sagt Daniel Günther, der Coach. „Ich mich auch“, entgegnet Neururer und nimmt einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche.

Es ist ein erstes Kennenlernen vor dem großen Event, auf das sich die Mannschaft aus einem kleinen Ort im Havelland seit Monaten freut: Als Sieger des Gewinnspiels von CosmosDirekt wartet auf sie ein Trainingslager am Gardasee mit dem ehemaligen Profi-Trainer. Neururer ist Kult. In der Bundesliga galt der heute 68-Jährige als Feuerwehrmann, weil er immer wieder Mannschaften übernahm, um sie vor dem Abstieg zu retten.

Seinen größten Erfolg hatte er mit dem VfL Bochum, den er Anfang der 2000er-Jahre zurück in die Bundesliga führte. „Wir feiern nicht, bis der Arzt kommt. Wir nehmen ihn gleich mit auf die Party“, lautet einer seiner legendären Sprüche, mit denen er die Fußballwelt zum Lachen brachte. Oder auch: „Ich werfe elf Trikots in die Luft, wer eins fängt, der spielt.“

Herzerfrischend offen spricht er auch mit der Mannschaft aus Schlalach über sich und den Fußball. „Ich weiß nicht, ob ihr einen guten Trainer bekommt, aber einen authentischen auf jeden Fall“, sagt Neururer und fragt: „In welcher Form seid ihr denn?“ Trainer Günther: „Der körperliche Zustand der Spieler ist unterschiedlich, da ist vieles dabei.“ Neururer schmunzelt: „Wahrscheinlich auch alles.“ Günther: „Ja, von ‚ich kann ganz gut laufen‘ bis ‚hab nen Bauch‘“. Neururer lacht laut. Günther: „Ich kenne die Laufleistung meiner Spieler.“ Konter Neururer: „Und bestimmt auch die Standleistung.“ Es hätte nicht besser kommen können. Als das Team von Schlalach erfuhr, dass es ein Trainingslager am Gardasee gewonnen hat, und das auch noch mit Peter dem Großen, machte man im Verein erst mal ein Fass auf. Natürlich nach dem Spiel, denn noch ist die Saison in der Kreisliga B in vollem Gange. Und doch steigt seitdem die Fieberkurve von Woche zu Woche. „Bin gespannt, was du uns so beibringst“, sagt Spieler Olaf. „Hängt davon ab, wie viel Bock ihr habt“, passt Neururer zurück. Motivation – die muss man beim Team aus der Kreisliga B Havelland nicht erst hervorkitzeln. Fürs nächste Jahr peilt man den Aufstieg an. „Und wie soll das Training aussehen?“ fragt David Günther. „Ich möchte mit euch vor allem am Ball arbeiten; am Anfang spielen wir eine Stunde lang 5 gegen 2, danach legen wir eine Pflegeeinheit ein. Habt ihr einen Physiotherapeuten dabei?“ Ein Grinsen zeigt sich auf den Gesichtern. „Nee“, ruft ein Spieler in die Runde, „aber einen Getränkewart.“ „Dann ist ja alles paletti“, bestätigt Neururer.

Bisher weiß der Star-Coach noch nicht viel über den Verein, der 2002 wie Phönix aus der Asche erhob. Denn den SV Traktor Schlalach gab es zwar schon vor der Wende, doch vor 20 Jahren krempelte das ganze Dorf die Ärmel hoch und verwandelte eine holprige Wiese in einen gut bespielbaren Rasenplatz.

Mit Herzblut und Hingabe machten die Mitglieder den Sportplatz und das Vereinsheim zur sportlichen Heimat der 300 Einwohner. Diese Leidenschaft für den Fußball ist es, die Neururer am Amateurfußball so gefällt. „Für viel Kohle zu spielen ist eine Sache, aber bei den Amateuren findest du noch echte Fußballliebe.“ „Ihr müsst mir am Gardasee noch mehr von euch erzählen“, sagt Neururer, der schon manches Trainingslager geleitet hat. Kondition bolzen wolle er in Italien aber nicht. Eher ein wenig Taktik und Technik einüben. „Ich habe gehört, dass ihr gerne Angriffspressing spielt, dann üben wir das schnelle Umschaltspiel“, sagt Neururer.

„Finden wir gut“, sagt Spieler Otto. Neururer: „Ob ich euch weiterbringen kann, werden wir sehen. Aber eins kann ich euch versprechen: Wir werden Spaß haben. Und wenn ihr wollt, erzähle ich euch abends gern ein paar Geschichten aus meinem bewegten Trainerleben.“ Klare Antwort aus der Runde: „Klingt super.“

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Stefan

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