Wer dem 24-jährigen Marius heute begegnet, spürt sofort: Dieser junge Mann hat etwas erlebt. Etwas, das ihn heute mit dem Leben versöhnt und mit seinen Liebsten verbindet. Es ist die Erinnerung an das Jahr 2012. Während seine Klassenkameraden draußen kicken, die Welt entdecken und herausfinden, was das Leben für einen Fünftklässler zu bieten hat, kämpft der damals Elfjährige um sein Leben. Viele Jahre später ist Marius wieder gesund – und möchte sich bei dem Menschen bedanken, der nie an ihm gezweifelt hat.
Zwischen Karneval und Koma

Fußball, Freunde, Freizeit – all das war für den elfjährigen Marius im Jahr 2012 plötzlich weit entfernt. Während seine Klassenkameraden ausgelassen Karneval feiern, kämpft Marius um jeden Atemzug. Sein Zustand hatte sich aufgrund der Mukoviszidose, einer chronischen Stoffwechselerkrankung, dramatisch verschlechtert. Den Ärzten blieb nicht viel anderes übrig, als den eigentlich so aufgeweckten Jungen mit den roten Pausbäckchen ins künstliche Koma zu versetzen. Sein Zustand war kritisch!
Eine mutige Entscheidung
13 Jahre sind vergangen. Heute ist Marius gesund und voller Dankbarkeit. Aufgrund seiner eigenen Willenskraft und dem Mut seiner Liebsten kann er sein Leben heute in vollen Atemzügen genießen. Um das zu schützen, was ihnen am liebsten ist, sollte Marius der erste Patient in Europa werden, bei dem eine Lebendlungenspende durchgeführt wird - und seine Eltern zu seinen Spendern.
„Ich trage seither je einen Lungenlappen von meiner Mutter auf der rechten Seite in meinem Brustkorb und der meines Vaters auf der linken Seite, unter meinem Herzen“, erzählt Marius heute.
Doch nicht nur seine Eltern spielten eine entscheidende Rolle. Auch sein bester Freund war in dieser schweren Zeit unersetzlich. „Er hat immer an mich geglaubt, selbst wenn ich es nicht mehr tat.“
Ohne die Menschen, die ihm am Herzen liegen, wäre Marius heute nicht der, der er ist. Denn sie schenkten ihm etwas ganz Besonderes: ein zweites Leben.
Eine 12 von 10
Heute, 13 Jahre nach der Transplantation, weiß Marius sehr gut, bei wem er sich bedanken muss: bei denen, die er liebt. Doch wie soll man sich für etwas bedanken, das man kaum in Worte fassen kann? Man lässt aus Träumen Wirklichkeit werden.
Dabei helfen wir gerne!
Keine Woche, nachdem uns eine emotionale Nachricht von Marius erreicht, machen wir den Traum wahr.
Ziel: Wolfsburg – Champions-League-Hinspiel, der VfL gegen den großen FC Barcelona. Knapp drei Stunden dauert die Anreise aus dem Ruhrgebiet bis in die Autostadt. Ein großer Aufwand, den die beiden regelmäßig für Heimspiele auf sich nehmen. Es wirkt fast, als sei ihnen kein Weg zu weit – egal ob für echte Emotionen, echte Freundschaft oder echte Fußballliebe. Langsam wird auch uns klar, was die beiden verbindet: Beide geben alles für das, was ihnen am Herzen liegt.
Es sind noch knapp zwei Stunden bis zum Anstoß, als Marius und Christopher auf dem Stadiongelände eintreffen. Christopher ahnt nach wie vor nichts. Umso größer ist seine Verwunderung, als Abdallah Farah alias Farooo, Profi-FIFA-Spieler des VfL, die beiden anspricht: „Für euch wird das heute kein normales Spiel.“
Endlich versteht Christopher auch, warum Marius unbedingt die Routenführung übernehmen wollte, sagt er lächelnd. Das wird ein besonderer Tag. Durch den VIP-Eingang geht es direkt in die Loge. Erst einmal die besten Plätze testen, dann zur Eisbar und an die Theke voller Süßigkeiten. Auch so etwas gibt es im Stadion – aber das ist erst der Anfang.

Beim Spiel sitzen die beiden dort, wo normalerweise Manager und Funktionäre sitzen. Nach Abpfiff geht es in die Katakomben, in den Bereich der Profis. Hautnah erleben, wo Niederlagen betrauert und Meisterschaften gefeiert werden.
Und das absolute Highlight: die Mixed-Zone. Hier trifft Christopher zum ersten Mal in seinem Leben auf seine Lieblingsspielerin Jule Brand. Was für ein Tag!
Die Spielerinnen des VfL müssen in der regulären Spielzeit eine bittere Niederlage hinnehmen. Christopher und Marius sind aber auch nach den 90 Minuten noch mit von der Partie. Mitnehmen, was geht! Es ist schließlich ein Tag wie kein anderer. Erst mit den letzten Fans verlassen auch die beiden Freunde das Stadion – Stunden nach dem Abpfiff. Am Ende sagt Christopher noch, „der Tag war eine 12 von 10“.
Ums Hotel haben wir uns bereits gekümmert. Nur noch träumen müssen die beiden jetzt noch selbst.
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