Felicia Springer ist 22 Jahre alt und lebt im Ruhrgebiet. In unmittelbarer Nähe von Zeche und Kokerei, den Erben der guten alten Maloche, steigt sie verstaubten Rollenklischees buchstäblich aufs Dach. Felicia ist Schornsteinfegerin. Mit Zylinder und Kehrwerkzeug sorgt sie für Sicherheit, und ganz sicher ist sie ein Vorbild. Denn mit jedem Einsatz bringt sie ein wenig mehr Gleichberechtigung in deutsche Eigenheime. Und mit jedem Aufstieg beweist sie, dass nicht nur die Kehrseite einer Schornsteinfegerin die Chance auf Veränderung bietet.
Inspirieren geht über Studieren.
Inspirieren geht über Studieren.
Ursprünglich wollte Felicia Lehrerin werden. Dann kam das Umdenken: „Ich habe es einfach nicht mehr gefühlt. Wenn schon eine Herausforderung, dann eine richtige!” Steil geht ihr ungewöhnlicher Weg auch auf Social Media: „Ich teile mein Leben als Schornsteinfegerin auf Instagram und hoffe, dadurch junge Frauen zu erreichen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Ich möchte ihnen zeigen, dass wir alles können.“ Ihre Botschaft: Rausgehen und die Sinne schärfen. Jede männerdominierte Branche birgt das Potenzial, etwas zu verändern.
„Klar habe ich schon häufiger gehört, dass das kein Frauenberuf ist, und dumme Sprüche gab es auch. Da braucht man ein dickes Fell und Durchsetzungsvermögen. Ich finde es wichtig, mit Worten und Taten zu zeigen, dass diese Sprüche Blödsinn sind. Ein Männerjob, was soll das sein?“ Schon beim ersten Aufstieg war Felicia wie beflügelt: „Hier bin ich frei - nicht nur im Augenblick, sondern auch in meinen Entscheidungen.“
„Die Zukunft des Berufs liegt ganz klar im Umweltschutz.”
„Wenn Menschen an Schornsteinfeger denken, dann haben sie eigentlich nur das Dach im Kopf. Allerdings gehört noch viel mehr zu meinem Job, denn ich muss auch regelmäßig Messungen an Gasthermen und Heizungsanlagen durchführen. Und die finden immer in Wohnungen und Kellern statt.“ Zu jeder Weitsicht gehört auch ein tiefer Einblick. Felicia kennt die Häuser ihrer Kundinnen und Kunden, also vom Dach bis zum Keller. Oft werden ihr Fragen zu Gasverbrauch und Co. gestellt. Für die Zukunft hat Felicia große Pläne: „Erst mal möchte ich Meisterin werden, um dann die Fortbildung zur Energieberaterin zu machen. Die Zukunft des Berufs liegt nämlich ganz klar im Umweltschutz, und genau da will ich hin. Ich möchte mich als Energieberaterin selbstständig machen.“
„Wenn wir kommen und unseren Job machen, bringen wir Glück.”
Gespräche zwischen Tür und Dach sind für sie das Highlight des Tages. Ihr Herz geht auf, wenn Kundinnen und Kunden vor Freude strahlen. Denn schließlich bringen auch Schornsteinfegerinnen Glück. Vor allem, wenn sie auch noch Felicia (lateinisch: glückbringend) heißen. Aber warum eigentlich? „Das kommt aus dem Mittelalter. Die Dörfer waren damals sehr eng gebaut. Strohdach an Strohdach. Ein gefundenes Fressen für Feuer. Jeder noch so kleine Funke wurde da schnell zum Flächenbrand und die Schornsteinfeger waren die beste Absicherung dagegen. Also, wenn wir kommen und unseren Job machen, bringen wir Glück.” Bei so viel "Feuer und Flamme" für den Job, bricht schnell das Eis: „Ich freue mich immer sehr, wenn ich auf diesen Status angesprochen werde. Es macht meinen Job einfacher, denn ich spreche mit vielen verschiedenen Menschen, mag den kurzen Plausch, und man hat direkt ein Thema.“ Berührungsängste hat sie nicht. Häufig wird sie gefragt, ob man sie kurz mal anfassen darf. Fürs Glück eben. Sie sagt gerne „Ja!”.
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Seit 2019 als Marketing Managerin im Social Media-Team der CosmosDirekt, war zwei Jahre lang neben ihrem Master-Studium in Betriebswirtschaftslehre als Werkstudentin in der Marketing-Abteilung tätig.