Bei vielen Themen ist es wichtig und richtig, dass Frauen und Männer gleichbehandelt werden, sei es im privaten oder im beruflichen Bereich. Allerdings gibt es ein Thema, bei dem grundlegende Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen: die Verkehrssicherheit. In diesem Ratgeber erfährst Du, warum geschlechtersensible Verkehrssicherheit notwendig ist und wo die Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht werden sollten.
Das Problem mit der Autokonstruktion
Das Auto und dessen Komponenten, wie beispielsweise die Airbags, die Nackenstützen oder sogar das Gaspedal, wurden und werden allesamt auf den Durchschnittsmann entwickelt und normiert. Der sogenannte 50-Perzentil-Mann wiegt 78 Kilogramm und misst 1,75 Meter. Ein solcher Norm-Dummy wird in der Regel für die Crashtests der Autos verwendet.
Das Problem: Viele Personen entsprechen nicht der Norm. Kinder, viele europäische Männer sowie insbesondere Frauen haben einen anderen Körperbau und entsprechen nicht der Crashtest-Dummy-Norm. Frauen sind im Durchschnitt deutlich kleiner und somit einem höheren Verletzungsrisiko im Falle eines Unfalls ausgesetzt. Statistiken zufolge fahren Frauen seltener mit dem Auto, verunglücken jedoch häufiger. Dabei sind nicht die Frauen das Problem, sondern die Autokonstruktionen. Frauen verletzen sich anders und werden dadurch häufiger zum Unfallopfer. Der Kopf, die Oberschenkel, das Becken und die Unterarme sind dabei oft betroffen, da die Autos auf große Männer ausgerichtet sind1. Die Lösung wäre die Einführung weiblicher Crashtest-Dummies.
Gemäß den Daten der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde namens NHTSA war die Wahrscheinlichkeit für Frauen im Vergleich zu Männern höher (um 18,3 Prozent), bei einem Autounfall mit einem Fahrzeug der Modelljahre 1960 bis 2009 zu sterben. Es gibt aber Grund zur Hoffnung: Bei den Automodellen von 2010 bis 2020 sank dieser Wert auf 6,3 Prozent, und bei den Modellen von 2015 bis 2020 lag der Wert nur noch bei 2,9 Prozent. Der "Gender Safety Gap" besteht zwar weiterhin, wird jedoch geringer2.
Wir brauchen mehr Evas!
Eva ist 1,62 Meter groß, wiegt 62 Kilogramm und ist der erste weibliche Crashtest-Dummy aus Schweden. Dieser Dummy berücksichtigt den weiblichen Körperbau und ist bei einem Autounfall sehr wichtig. Einer Studie zufolge könnten neue Auto-Modelle dazu beitragen, den Gender-Gap zu schließen. Außerdem könnte die vorgeschriebene Nutzung weiblicher Dummies das Verletzungsrisiko weiblicher Insassen senken. Zurzeit sind in der EU nur Crashtest-Tests mit männlichen Dummies vorgeschrieben3.
Fazit
Es ist an der Zeit, dass die Autoindustrie die geschlechterspezifischen Unterschiede, also eine breitere Palette an Körperbau und Größen berücksichtigt und diese umsetzt. Es kann somit sichergestellt werden, dass die Fahrzeugführer, unabhängig vom Geschlecht, gleichermaßen geschützt und sicherer auf den Straßen unterwegs sind.
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https://www.spiegel.de/panorama/autosicherheit-immer-nur-maennliche-crash-test-dummies-gefaehrden-frauen-a-76b3034e-31bf-4788-bbda-330658e73b1a
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https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/erster-weiblicher-crashtest-dummy-eva-astrid-linder-vti-schweden/
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https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/crashtest-dummies-der-erste-echte-weibliche-dummy-kommt-aus-schweden