Frau-Sicherung

Warum Gleichheit gar nicht fair ist

Finanzielle Fairness in einer Beziehung: Für viele Menschen selbstverständlich. Trotzdem sind Beziehungen weiterhin oftmals finanziell unausgewogen. Warum? Und was können die Partner daran ändern? Ein kleines Gedankenexperiment.

Die Ausgangslage: Eine Schieflage

Gehen wir grundsätzlich davon aus, dass sowohl Männer als auch Frauen eine Beziehung auf Augenhöhe führen möchten – eine Beziehung zwischen zwei gleichgestellten Partnern. In unserem Gedankenexperiment nennen wir unser Paar Samira und Lukas. Sie sind Arbeitskollegen und haben sich im Büro kennengelernt. Als sie zusammenziehen, schlägt Lukas im Sinne der Gleichheit vor, alle Kosten fürs gemeinsame Leben 50:50 aufzuteilen. Das erscheint Samira absolut fair. Das ist es aber nicht. Denn sie verdient im Monat 1.800 Euro netto, Lukas dagegen 2.300 Euro netto.

Für die Wohnung mit allen Nebenkosten zahlen sie 1.100 Euro – also pro Person 550 Euro. Für Samira sind das bereits 30,5 % ihres Einkommens, für Lukas dagegen nur 23,9 %. Die Ausgangslage für beide Partner ist von vornherein schief, da einer der beiden deutlich mehr verdient als der andere. Spätestens jetzt ist klar: Gleichheit ist nicht fair.

Gleichheit vs. Gerechtigkeit: Nicht das Gleiche

Samira und Lukas möchten ihre Beziehung aber so fair wie möglich gestalten. Was sollten sie also tun? Ganz einfach: Die Kosten gerecht aufteilen. Gleichheit und Gerechtigkeit sind keine Synonyme. Der Unterschied liegt darin, dass bei der Gleichheit in „gleichen Teilen“ gedacht wird, bei der Gerechtigkeit aber alles an die individuelle Situation der Beteiligten angepasst ist.

In unserem Gedankenexperiment würde das bedeuten, dass Lukas anteilig mehr fürs gemeinsame Leben zahlen müsste als Samira. Denn Lukas verdient mit 2.300 Euro rund 22 % mehr Geld als Samira. Entsprechend könnte er nicht die Hälfte der Kosten übernehmen, sondern etwa 70 %, also 770 Euro. Er hätte anschließend noch 1.530 Euro zur Verfügung, Samira nach ihrem Anteil noch 1.470 Euro.

Unbezahlte Care- und Hausarbeit: Mehr als ein Vollzeitjob

Im ersten Moment mag Lukas Anteil am gemeinsamen Wohnen etwas hoch erscheinen, obwohl er deutlich mehr als Samira verdient. Das relativiert sich allerdings noch weiter. Denn auch, wenn die klassische Rollenverteilung für die beiden keine Rolle mehr spielt, existiert sie – nur ganz subtil.

72 % aller Vollzeit erwerbstätigen Frauen machen jeden Tag etwas im Haushalt, egal ob Putzen, Kochen oder Wäschewaschen. Bei den Männern sind es lediglich 29 %.1 Samira macht also höchstwahrscheinlich wesentlich mehr im Haushalt als Lukas. Dabei kommen die Tätigkeiten beiden zugute – Samira investiert Zeit und Energie, sie arbeitet praktisch unbezahlt. Lukas profitiert davon.

Kommen später auch noch Kinder oder andere pflegebedürftige Personen hinzu, wird Samira höchstwahrscheinlich den größten Anteil an Fürsorge-Arbeit übernehmen. Sie geht in Elternzeit, anschließend in Teilzeit – ihr Einkommen schrumpft aktiv. Damit ist sie nicht allein: Satte 72,6 % aller Mütter arbeiten Teilzeit, bei den Vätern sind es dagegen lediglich 6,9 %2. Lukas muss in diesem Fall mehr seines Gehalts aufwenden und einen noch größeren Anteil an den Lebenshaltungskosten übernehmen. Das kann zu Reibereien führen, wenn er das Gefühl bekommt, viel zu zahlen, während Samira einfach zu Hause sitzt und die Beine hochlegt.

In dieser Situation ist gute Kommunikation zwischen den beiden gefragt. Samira leistet Arbeit – Care-Arbeit. Und das weit mehr als acht Stunden am Tag, denn Kinder und Haushalt machen keinen Feierabend. Care-Arbeit bleibt aber häufig ungesehen. Und leider auch unbezahlt. Deswegen muss Lukas anteilig wesentlich mehr Einkommen fürs gemeinsame Leben aufbringen. Und Samira muss ihm klar machen, dass der Alltag mit Haus und Kind keinesfalls aus Relaxen besteht, sondern ein 24/7-Job ist.

1https://de.statista.com/infografik/15857/verteilung-von-hausarbeit-bei-maennern-und-frauen/ 2https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/eltern-teilzeitarbeit.html

Langes Leben: Ein Nachteil für Frauen

Am Ende gibt es wohl nur noch Samira. Denn in der Regel sterben Männer früher als Frauen. Durchschnittlich 78,5 Jahre alt wird ein Mann in Deutschland, eine Frau durchschnittlich 83,4 Jahre.3 Nehmen wir an, Lukas stirbt mit 78 Jahren und Samira muss die letzten zehn Jahre ihres Lebens als Single verbringen. Sie hat durch ihr immer geringeres Einkommen gegenüber Lukas, ihre Elternzeit und die Teilzeit-Arbeit deutlich weniger Rente zur Verfügung – und muss plötzlich alle Lebenshaltungskosten allein bestreiten. Für viele Rentnerinnen beginnt nun eine Zeit mit schmalem Budget.

Aber nicht für Samira. Denn sie war clever und hat sich unabhängig von Lukas ein finanzielles Polster aufgebaut. Die beiden haben zwar auch gemeinsam in eine private Altersvorsorge investiert, aber Samira wollte davon nie abhängig sein. Schon als junge Frau hat sie sich deswegen entschieden, jeden Monat ein wenig Geld zur Seite zu legen. Als Langzeitsparerin hat sie zudem vom Zinseszins profitiert – und hat dadurch eine schöne Summe angespart, die ihr nun ihren Lebensabend stark versüßt.

Sei Du auch so schlau wie Samira – und sorge unabhängig von einem Mann für Dich vor. Nicht nur für eine schöne Rente, sondern auch für die kleinen, großen Träume im Leben. Leg aber vor allem ein Augenmerk auf Deine Altersvorsorge, denn selbst mit einer bis zum Ende währenden liebenden Ehe besteht die große Gefahr, dass Du Deinen Lebensabend allein finanzieren musst.

3https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/_inhalt.html

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Über die Autorin
Sarah

Sarah ist nach der Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation in den Bereich Suchmaschinenoptimierung (auch SEO genannt) eingestiegen. Bei der CosmosDirekt hat sie 2012 den Bereich SEO aufgebaut und ist jetzt für die Contenterstellung verantwortlich, unter anderem auch für CosmosCreators.

Persönliche Einblicke: Mädchenmama, braucht neue Herausforderungen und lacht gerne.