Überstunden auf Arbeit und dann auch noch zu Hause Kochlöffel, Wischmopp und Staubsauger schwingen? Für viele Frauen Alltag. Aber Vorsicht: Dieser Alltag kann krank machen. Was Du dagegen tun solltest? Wir haben einen kleinen „Stufenplan“ für Dich – damit aus der Work-Life-Balance eine Life-Work-Balance wird.
Work-Life-Balance? Schön wär’s!
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Frauen neigen dazu, sich zu stark zu belasten und viel von sich selbst zu erwarten. Sie gehen häufiger krank zur Arbeit1, machen meist genauso viele Überstunden wie Männer, erledigen nebenbei wesentlich mehr Hausarbeit und betreuen überwiegend die gemeinsamen Kinder. Und das ist bewiesen.
72 Prozent aller Frauen, die Vollzeit arbeiten, erledigen täglich etwas im Haushalt – von den Männern sind es lediglich 29 Prozent.2 Work-Life-Balance sieht anders aus. Denn Haushalt, Kinderbetreuung oder auch die Betreuung anderer Familienmitglieder, etwa kranker Großeltern – das alles ist Arbeit. Care-Arbeit. Oft übersehen und immer unbezahlt. Kommen zu diesem alltäglichen Pensum auch noch Überstunden im Job hinzu, riskieren Frauen ihre Gesundheit, mental wie physisch. Überstunden führen bei Frauen laut Studien zu einem erhöhten Risiko für
- Diabetes
- Krebs
- Lungen-Kreislauf-Krankheiten
- Arthritis
- Depressionen.3
Mehr Life, weniger Work!
Okay, das hört sich ganz schön deprimierend an. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Du kannst etwas gegen solche Entwicklungen tun, auch wenn Du schon mittendrin steckst. Wir denken hier an einen kleinen Schritt-für-Schritt-Plan, der Dir hilft, Dein Leben mehr Richtung Life zu drehen – und weniger Richtung Work.
Schritt 1: Abgrenzung
So banal es klingt: Lerne, Dich auf der Arbeit abzugrenzen. Auch mal Nein zu sagen. Du bist als Mitarbeiterin nicht dafür verantwortlich, Engpässe permanent auszugleichen, nur weil Dein Unternehmen nicht genug Leute einstellt. Du bist nicht verpflichtet, die Arbeit für mehrere Kollegen zu übernehmen.
Sprich mit Deinem Vorgesetzten, wenn es Dir zu viel wird und mache deutlich, dass Dein Limit erreicht ist. Je mehr Du Dich verausgabst, desto schlechter wird auf Dauer Deine Leistung. Das schadet Dir selbst und Deinem Arbeitgeber. Arbeitet gemeinsam an Lösungen. Ein erstes schönes Signal könnte sein, dass Dein Unternehmen Dir die vollbrachten Überstunden als Urlaub gutschreibt – und Du somit mehr Zeit bekommst, Deine Akkus wieder aufzuladen.
Schritt 2: Aufgabenteilung
Sprich mit Deinem Partner, Deinen Kindern und Deinen anderen Familienmitgliedern. Sie lieben Dich und wollen garantiert nicht, dass Du Dich überbelastest oder Gefahr läufst, krank zu werden. Sag ihnen, dass Du das alles nicht mehr allein schaffst und dass ihr mehr Aufgaben im Haushalt gemeinsam erledigen müsst.
Erstelle zum Beispiel gemeinsam mit Deinem Partner einen Haushaltsplan, in dem alle Aufgaben gerecht zwischen Euch aufgeteilt sind. Du kannst auch Kinder miteinbeziehen. Die älteren können im Haushalt problemlos helfen – und den kleineren kannst Du das Aufräumen spielerisch beibringen. Machst Du aus Hausarbeit eine Spielstunde, freuen sich viele Kinder sogar darauf.
Schritt 3: Automatisieren
Was wir oft vergessen: Technik soll unser Leben leichter machen. Und viele Geräte sind tatsächlich gute Haushaltshelfer, die Dir alltägliche Aufgaben abnehmen. Zum Beispiel reinigen Saug- und Wischroboter selbstständig die Wohnung. Ein Waschtrockner erspart Dir das Wäscheaufhängen und ein Geschirrspüler den Abwasch von Hand.
Vielleicht machst Du ja eine Wunschliste zu Weihnachten und zu Deinem Geburtstag und wünschst Dir von Deiner Familie den einen oder anderen praktischen Haushaltshelfer?
Schritt 4: Abschalten
Aufstehen, sich fertig machen, zur Arbeit gehen, arbeiten, heimkommen, kochen, abspülen, Wohnung saugen, Frühstück und Mittagessen für die Kinder morgen vorbereiten – und ab ins Bett. So sieht kein „Life“ aus! Räume Dir bewusst Zeitfenster ein, in denen es nur um Dich geht und mach, was Dir gut tut. Etwa:
- eine Runde Joggen
- Yoga
- malen
- ein Instrument spielen
- ein Buch lesen
- ein langes Bad nehmen
- oder eine gute Freundin treffen.
Jeder ist individuell und schöpft Energie aus anderen Quellen. Lass Dich von Freunden oder auf Social Media inspirieren und probiere doch einfach aus, was Dich interessiert oder was Du dir entspannend vorstellst. Egal, was Deine Akkus wieder auflädt – mach es und lass den Alltag hinter Dir. Sprich mit Deinem Partner und Deiner Familie ab, wann Du Deine „Me Time“ brauchst und warum sie so wichtig für Dich ist, damit Dich dabei niemand stört.
Schritt 5: Auszeit
Merkst Du, dass es mit der Abgrenzung auf der Arbeit noch nicht so ganz funktioniert und Deine kleinen Einheiten „Me Time“ keine echte Erholung sind? Wenn Du Dich erschöpft fühlst, solltest Du eine echte Auszeit in Betracht ziehen. Eventuell kannst Du Dir Urlaub nehmen, wegfahren und so richtig durchatmen, einen Spa-Aufenthalt buchen oder wandern gehen. Lass das Arbeitshandy zu Hause, stell Dein privates Handy auf lautlos und lass Deinen Alltag für ein paar Tage vollkommen hinter Dir. Konzentriere Dich nur auf Dich und Dein Wohlbefinden. Dann fällt Dir bestimmt auch ein, was Du tun könntest, um Dir künftig mehr Freiräume zu schaffen.
Mehr „Life“ = bessere Arbeitsleistung
Sich mehr Zeit für sich zu nehmen, öfter eine Pause einzulegen oder seine Arbeitszeit zu verkürzen – das alles fördert nach Erkenntnissen von Arbeitswissenschaftlern die Leistungsfähigkeit.4 Bevor Du also als Arbeitnehmerin, Partnerin oder Mutter ein schlechtes Gewissen bekommst, mach Dir bewusst: Dich aufzuarbeiten schadet Dir und auch anderen. Ein englisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „You cannot pour from an empty cup“ – auf Deutsch etwa: „Aus einer leeren Kanne kannst Du nichts ausgießen“. Wenn Du keine Kraft mehr hast, kannst Du auch keine große Leistung erbringen, egal ob im Job oder privat. Es trotzdem zu versuchen, macht auf Dauer krank. Deswegen ist es umso wichtiger, sich Freiräume zu schaffen. Mehr Life, weniger Work. Dann wird Deine Performance auch wieder besser – und Work profitiert davon.
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1 https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/beschaeftigtenstudie-praesentismus-2116328?tkcm=ab
2 https://de.statista.com/infografik/15857/verteilung-von-hausarbeit-bei-maennern-und-frauen/
3 https://www.focus.de/gesundheit/krebs-diabetes-herzkrankheiten-workaholic-frauen-sind-besonders-gefaehrdet-schwer-krank-zu-werden_id_5648317.html
4 https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/balance-im-job/arbeit-pausen-foerdern-leistung-2007200