Die Börsen boomen und versprechen kurzfristige Rendite. Zugleich wird die Vorsorge immer wichtiger. Was Anleger jetzt beachten müssen: Maximilian von Richthofen, CEO von finanzen.net, gibt uns Antworten.
In der Corona-Pandemie haben immer mehr Menschen die Börse entdeckt und nehmen ihre Finanzen selbst in die Hand. Muss ich mich täglich über das Geschehen an der Börse informieren, wenn ich selbstständig anlegen will?
Nein, nicht alle Anleger aus der sogenannten Gruppe der Selbstentscheider informieren sich jeden Tag. Sie vertrauen bei der Anlage auf professionelle Hilfe, sei es zum Beispiel durch Investmentsfonds oder ETFs. Regelmäßige Information kann ich aber jedem Anleger nur empfehlen, sonst wäre ich auch im falschen Job. Und es sollte jedem klar sein, dass eine hohe Rendite für den einzelnen Anleger oftmals nur schwer zu erreichen ist.
Welchen Sinn hat ein langfristiger Fondssparplan?
Eine Selbstverpflichtung zur langfristigen Anlage hilft immer dabei, das gewünschte Verhalten auch durchzuhalten. Zudem führen regelmäßige, gleichhohe Beiträge dazu, dass der Anleger bei zwischenzeitlichen Kursrückgängen günstig nachkauft – das nennt man den Durchschnittskosteneffekt.
Mit geringem, monatlichem Einsatz können Anleger langfristig etwas aufbauen. Inwiefern ist dies auch als Geschenk geeignet – etwa für die Kinder und Enkel?
Ich finde das ein großartiges Geschenk für Kinder und Enkel, sie bekommen langfristig einen Wert und profitieren schon früh von den Vorteilen langfristiger Anlage wie dem Zinseszins und dem Durchschnittskosteneffekt. Und sie kommen so leichter mit dem Thema Geldanlage in Kontakt. Ich lege auch selbst für meine drei Kinder an.
Was ist der häufigste Fehler bei der Vorsorge – außer nicht früh genug anzufangen?
Nicht durchzuhalten – der Effekt des Zinseszinses treibt den Erfolg!
Wie kann ich bei einer langfristigen Anlage von kurzfristigen Trends profitieren und umgekehrt?
Einfacher ist es sicherlich, bei einer langfristigen Anlage von kurzfristigen Trends zu profitieren. Wenn man zum Beispiel in Themen und nicht in einzelne Werte investiert, deckt man alle aktuellen Themen ab. Bei einem kurzfristigen Investment in einen langfristigen Trend ist das Timing enorm wichtig und daher kommt es nicht selten vor, dass man den Trend verpasst, weil man zu früh oder zu spät dran ist.
Ein Vorsorgetrend ist nach wie vor Nachhaltigkeit: Ein riesiges Feld, aber welche konkreten Themen gibt es, die 2022 – oder auch langfristig – für Anleger interessant sein könnten?
Nachhaltigkeit ist derzeit einer der Mega-Trends, nicht nur in der Geldanlage, sondern im Allgemeinen. Langfristig werden sich alle Bereiche der Gesellschaft auch an Nachhaltigkeitskriterien messen lassen müssen. Damit ist das Thema auch für die Anlage von steigender Bedeutung. Für die nähere Zukunft fallen mir sofort zum Beispiel die Bereiche Landwirtschaft, erneuerbare Energien aber auch Mobilität ein.
Wie ist Nachhaltigkeit genau definiert? Und wie weiß ich als Anleger, dass das Geld auch wirklich nachhaltig angelegt ist?
Das ist eine sehr wichtige Frage. Wir beobachten momentan, wie sich der Markt und damit die objektiven Kriterien formen. Es ist in der Tat für den einzelnen Anleger nicht einfach, sich ein fundiertes Bild zu erhalten. Umso wichtiger sind vertrauensvolle Partner, die informieren und subjektive Anlageentscheidungen für den Einzelnen erleichtern. Wie bei allen Investments gilt: Man sollte in nichts investieren, was man nicht umfassend versteht.
Maximilian Frhr. v. Richthofen
Maximilian Frhr. v. Richthofen
Maximilian Frhr. v. Richthofen (*1980) studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Kapitalmarkt an den Universitäten Passau und Köln. Nach seinem Studium war er mehrere Jahre als Berater bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young im Bereich Restrukturierung/Audit tätig, bevor er 2012 zur Axel Springer SE kam. Zuletzt war er dort seit 2018 Geschäftsführer der Axel Springer Digital GmbH und leitete den Bereich News Media International, zu dem u.a. die digitalen Beteiligungen der Axel Springer SE in Zentral- und Osteuropa sowie in den Vereinigten Staaten, aber auch finanzen.net zählen. Seit April 2021 ist er CEO der finanzen.net Gruppe, die neben Deutschlands führendem Börsenportal www.finanzen.net Ableger in Österreich (www.finanzen.at), der Schweiz (www.finanzen.ch) und den USA (www.marketsinsider.com) betreibt. Zur finanzen.net Gruppe gehören neben dem neu gestarteten Neobroker finanzen.net zero (www.finanzen.net/zero) auch die digitale Vermögensverwaltung Oskar (www.oskar.de) sowie der Spezialist für systematische Tradingstrategien Traderfox (www.traderfox.de). Weiterhin hält die finanzen.net GmbH eine Beteiligung an der Börse Stuttgart Digital Exchange (www.bsdex.de). Die finanzen.net Gruppe begleitet ihre Nutzer von der Information zum Trade sowie beim Weg vom Börsenneuling zum Anleger.