Mit dem Motorrad unterwegs zu sein, bedeutet für viele Fahrer Leidenschaft pur. Im Straßenverkehr sind Biker aber besonders gefährdet. Motorradtrainings helfen Dir besser und sicherer zu fahren sowie Deine Haltung, Kurvenverhalten und Fahrtechnik zu verbessern. Damit Du immer sicher im Sattel bist, empfehlen wir Dir, regelmäßig ein ADAC Motorrad-Fahrsicherheitstraining zu besuchen. Die machen nicht nur Spaß, sondern bereiten Dich realistisch auf verschiedene Herausforderungen beim Fahren vor.
In unserem Ratgeber erfährst Du mehr zum Fahrsicherheitstraining für Motorradfahrer. Der Ratgeber bietet Dir allgemeine Informationen zum Sicherheitstraining für Motorradfahrer. Produktinformationen zur Motorradversicherung von CosmosDirekt findest Du hier.
Worum geht's im Motorradtraining?
Das klassische Motorradtraining vermittelt verschiedene Fahrtechniken und sorgt so für ein sicheres Gefühl auf dem Motorrad. Normalerweise findet es als Ein- oder Zwei-Tages-Kurs in einem Fahrsicherheitszentrum von ADAC, TÜV oder einem anderen Anbieter statt. Daneben gibt es auch viele private Kurse von Fahrlehrern und Profis auf dem Motorrad, die ein Intensiv-Training für Anfänger und Fortgeschrittene anbieten. Diese führen mitunter auch auf öffentliche Straßen und Plätze, um das Erlernte unter realen Bedingungen zu vertiefen. Im Zentrum steht bei allen die Beherrschung der Maschine. Denn wer Gefahren rechtzeitig erkennt und weiß, wie man sich dann verhält, kann sie besser bewältigen – oder ganz vermeiden.
Wenn Du auf Deinem Motorrad ein Fahrsicherheitstraining absolvieren möchtest, sollte der Kurs den Empfehlungen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) folgen. Diese Übungen stehen dann auf dem Programm:
- Der Motorradfahrer verbessert seine Haltung.
- Der Motorradfahrer vertieft sein Wissen über optimale Kurvenfahrten.
- Der Motorradfahrer trainiert das richtige Bremsen auf verschiedenen Fahrbahnbelägen.
- Der Motorradfahrer übt schnelles Ausweichen vor einem Hindernis.
- Der Motorradfahrer wird mit unterschiedlichen simulierten Witterungsbedingungen konfrontiert.
In der Regel finden die Kurse mit einer kleinen Anzahl von Teilnehmern statt. Üblich sind Gruppengrößen von 10 bis 12 Personen. Voraussetzung ist oft, aber nicht immer, das eigene Motorrad mitzubringen. Beim Offroad-Training werden die Gruppen meist auf 6 bis 8 Personen beschränkt, weil oftmals auch Fahrten durchs offene Gelände zum Kursprogramm gehören. Auch dort sollte man selbst eine Enduro besitzen, auf der man die Übungen absolviert. Ebenfalls Pflicht ist in der Regel geeignete Schutzkleidung, angefangen beim Helm über Handschuhe bis zur Motorradkombi. Gelegentlich wird auch ein spezielles Motorradtraining für Frauen angeboten.
Die Haltung ist wichtig für die Sicherheit
Egal, ob Du mit einem Tourer eine lange Ausfahrt machst, mit einem Sportler über die nächste Rennstrecke braust oder Dich mit einer Enduro durchs Gelände arbeitest – für jeden Fahrer und jeden Anlass gibt es das passende Gefährt. Doch auf welchem Bike Du Dich auch wohlfühlst und zu welchem Anlass Du das Motorrad auch nutzt, eines ist für alle Fahrer gleichermaßen von Bedeutung: Sitze richtig und konzentriere Dich. Denn mit zunehmender Routine im Fahren gerät beides gern in Vergessenheit. Doch sowohl Sitzposition als auch Konzentration haben großen Einfluss auf Deine Sicherheit.
Sitzt Du richtig?
Die richtige Sitzposition ist entscheidend, weil der Mensch aufgrund seiner Anatomie nicht für längeres Sitzen geschaffen ist. Wähle daher eine Position, sodass Du während der Fahrt nicht verkrampfst. Bei einem runden Rücken, hängenden Schultern und einem zu weit nach hinten gekippten Becken verliert der Körper seine Spannung. Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich sind vorprogrammiert und auch die Hände können dann nicht mehr gut greifen. Physiotherapeuten empfehlen stattdessen eine Haltung mit sanfter Körperspannung:
- Becken nach vorn kippen
- Wirbelsäule aufrichten
- Oberkörper stabilisieren
- Schultern gerade halten
- Lenker sanft umfassen
Konzentriere Dich!
Mit der richtigen Sitzposition kannst Du Dich länger auf das Motorradfahren konzentrieren und Schmerzen treten nicht oder nicht so schnell auf. Ansonsten heißt es: Alle Gedanken gehören dem Motorrad, der Straße und dem Verkehr. Obwohl man als fortgeschrittener Fahrer seine Maschine fast unbewusst beherrscht, darf man die Konzentration auf das Fahrgeschehen nicht vernachlässigen. Auch wenn es schwer klingt: Sorgen und Probleme in Gedanken zu wälzen oder sich anderen Grübeleien hinzugeben, ist beim Motorradfahren sehr gefährlich. Tritt eine unerwartete Situation auf, ist nämlich unmittelbares Handeln gefragt. Bist Du abgelenkt, verlierst Du wertvolle Sekunden, sodass Du möglicherweise das Ausweichmanöver zu spät einleitest.
- Lege auf längeren Touren regelmäßig Pausen ein. Dehnübungen lockern die Anspannungen in der Muskulatur.
- Esse ausreichend. Ideal ist eine Mischung aus Kohlenhydraten und Ballaststoffen. Das ist leicht bekömmlich und hält lange satt.
- Trinke viel – gerade bei sommerlichen Temperaturen ist das wichtig.
Wie fahre ich sicher durch jede Kurve?
Wenn sich ein Motorradfahrer in die Kurve legt, kann sich das schnell zum komplexen physikalischen Prozess entwickeln. Zuvor muss man allerdings wissen, warum das Motorrad nicht einfach umkippt, wenn es geradeaus fährt. Auch hier wirkt die Physik. Bei langsamen Fahrten unterhalb von 25 km/h stabilisieren vor allem kleine Lenkbewegungen die Maschine. Sie erfolgen im langsamen Rhythmus eines Blues-Stücks: rund 60-mal pro Minute. Die eigentliche Lenkbewegung ist minimal und beträgt nur 1 bis 2 Grad. Bei höheren Geschwindigkeiten wirken sich die Kreiselkräfte der Räder stärker aus, auch wenn das Ausbalancieren durch den Lenker immer noch notwendig ist. Nur sein Anteil wird kleiner. Die eigentliche Kurvenfahrt besteht aus drei Phasen:
- Bremsen auf gerader Strecke und Einlenken
- Kurvenfahrt in Schräglage
- Aufrichten durch Lenken in Gegenrichtung und Beschleunigen
Jede Kurve hat ihre eigenen Tücken, die zum Umkippen oder verfrühten Aufstellen des Motorrads führen können. Doch für die meisten Motorradfahrer gibt es kaum etwas Schöneres, als sanft in die Kurve einzufahren, mit den herrschenden Kräften zu spielen und genussvoll aus der Kurve heraus zu beschleunigen. Im Motorradtraining vertiefst Du Deine Kenntnisse, sodass Du mit dem richtigen Tempo in die Kurve einfährst, der optimalen Kurvenlinie folgst und am Scheitelpunkt wieder richtig beschleunigst. Auf dem Motorrad sitzend, übst Du die Fahrtechnik. Zudem erhältst Du Tipps, wie Du z. B. Haarnadelkurven, Serpentinen oder Schlängelkurven meisterst.
Schwerkraft und Fliehkraft bestimmen die Schräglage
Mit diesem Hintergrund ist das Lenken zunächst einmal nichts anderes als ein Vorgang, bei dem das Motorrad für eine bestimmte Zeitspanne aus der Balance und damit in eine instabile Lage gebracht wird. Die Kurve wird dann in Schräglage durchfahren. Sie wird gleichermaßen durch Schwerkraft und Fliehkraft beeinflusst. Während die Schwerkraft Maschine und Fahrer zur Innenseite der Kurve zieht, drückt die Fliehkraft beide zur Außenseite. Der Haken: Einfluss auf die Fliehkraft hat nicht nur die Gesamtmasse des Motorrads. Auch der Kurvenradius und die Geschwindigkeit wirken sich aus. Das bedeutet: Je größer die Fliehkraft wird, zum Beispiel bei hohen Geschwindigkeiten oder engen Kurven, desto stärker muss die Schräglage ausfallen, um nicht aus der Kurve getragen zu werden.
Die normale Kurvenfahrt und drei Varianten
Experten empfehlen, bei der Kurvenfahrt unbedingt darauf zu achten, dass die Maschine und der Körper des Fahrers eine Linie bilden. Abweichend davon gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, durch Kurven zu fahren:
1. Legen: Der Fahrer neigt sich stärker zum Boden als das Motorrad. Durch die Verlagerung des Körpers liegt der Schwerpunkt des Fahrers auf der Innenseite der Kurve.
2. Drücken: Das Motorrad neigt sich stärker zum Boden als der Fahrer. Der Schwerpunkt verbleibt beim aufrecht sitzenden Fahrer. Von Vorteil ist dieses Manöver bei schnellen Richtungsänderungen, sehr engen Kurven (zum Beispiel Kehren auf Serpentinen) oder beim Wenden.
3. Hang-Off: Der Fahrer hängt sich auf der Innenseite der Kurve neben das Motorrad. Seine Schräglage ist deutlich größer als die seines Motorrads. Das Innenknie wird abgespreizt. Achtung: Das Knie kann unter Umständen die Fahrbahn berühren!
Mit diesen Techniken bremst Du richtig
Bremsen dient dazu, das Motorrad anzuhalten. So klar dies vor roten Ampeln oder der Raststätte für die nächste Brotzeit auch ist – eigentlich ist Motorradfahren immer ein Wechselspiel aus Beschleunigen und Bremsen. Das Bremsen übernimmt dabei eine wichtige, wenn nicht gar die wichtigste Funktion überhaupt. Dabei treten physikalische Erscheinungen auf, die so ganz anders sind als die, die Autofahrer kennen.
Schwerkraft und Fliehkraft bestimmen die Schräglage
So verlagert sich beim Bremsmanöver das Gewicht des Motorrads. Steht das Motorrad, ist das Gewicht gleichmäßig verteilt. Doch wird die Maschine während der Fahrt abgebremst, bewirkt die Schwerkraft eine Gewichtsverlagerung nach vorn. Als Fahrer merkt man dies, weil man in die Gabel eintaucht. Bei einer normalen Bremsung liegen 75 % des Gewichtes auf dem Vorderrad, nur 25 % auf dem Hinterrad. Muss der Fahrer eine Vollbremsung ausführen, kann sogar das ganze Gewicht auf das Vorderrad einwirken. Unter diesen Umständen ist es sogar möglich, dass das Hinterrad von der Fahrbahn abhebt.
Bremsmanöver
Beim Fahrsicherheitstraining kannst Du zwei Bremsmethoden üben:
- Beide Bremsen betätigen (empfohlene Bremstechnik)
- Mit Zeige- und Mittelfinger betätigst Du zügig die Vorderbremse. Verstärke ständig die Bremskraft – betätige also die Bremse nicht allzu zögerlich!
- Gleichzeitig betätigst Du die Fußbremse
- Nur die Vorderbremse betätigen
- Auch hier betätigst Du die Vorderbremse zügig mit Zeige- und Mittelfinger.
Bremsweg ist auch eine Frage des Straßenbelags
Betätigst Du die Vorder- und Fußbremse, kannst Du bei zügiger Fahrt auf einer normalen Landstraße gefahrlos die Geschwindigkeit um rund 18 km/h pro Sekunde reduzieren. Dieser Wert ist nur halb so hoch wie der, der bei einer Vollbremsung erreicht wird. Ein Blockieren des Vorderrads droht nicht. Wie kurz der Bremsweg bei Deinem Bremsmanöver ausfällt, hängt nicht nur davon ab, wie gut Deine Bremse funktioniert, sondern ist auch immer eine Frage des Straßenbelags und der Reifen. Denn kann sich der Reifen gut mit der Straßenoberfläche verzahnen, ist die Griffigkeit hoch – und demzufolge auch die Verzögerung. Doch fällt der sogenannte Reibbeiwert niedrig aus oder ist die Gummimischung der Reifen mit der Zeit härter geworden, kann auch weniger Bremskraft über die Räder transportiert werden. Bei Nässe, Eis oder glattem Straßenbelag verlängert sich daher der Bremsweg.
Straßenbelag | Reibbeiwert | Bremsweg |
---|---|---|
Asphalt grau | 1,2 | 32,8 m |
Asphalt normal | 0,9 | 43,7 m |
Asphalt glatt | 0,7 | 56,1 m |
Kopfsteinpflaster | 0,5 | 78,5 m |
Nasser Staub | 0,3 | 131,0 m |
Eis | 0,08 | 491,3 m |
So meisterst Du Fahrten bei Nässe und Regen
Eine Vielzahl von Übungen, die Du beim Motorradtraining meistern musst, betreffen spezielle Gefahrensituationen. Diese zu erkennen und richtig zu bewältigen hat eine hohe Priorität, entscheidet das Verhalten doch mitunter über Leben und Tod. Doch auch ohne Zutun anderer Teilnehmer am Straßenverkehr kann es schnell brenzlig werden – vor allem dann, wenn das Wetter plötzlich umschlägt und eine Ausfahrt, die bei sonnigem und trockenem Wetter begann, in monsunartigen Niederschlägen endet. Bei Nässe erfordern Beschleunigung, Abbremsen und Lenken eine andere Herangehensweise. Schließlich ist die Haftung geringer, sodass sich Bremswege verlängern und die Schräglage in Kurven verringert.
Sanfte Manöver bei nassen Straßen
Verwandelt sich die Landstraße in eine Rutschbahn, heißt das zunächst: runter mit der Geschwindigkeit. Alle Vorgänge solltest Du nun auch sanfter ausführen. Bei einer Vollbremsung droht das Vorderrad beispielsweise schneller zu blockieren, bei rasanten Beschleunigungen verlieren die Reifen schneller ihren Grip und rutschen zur Seite. Auf glatten Abschnitten tendiert die Bodenhaftung generell gegen null. Doch nun droht eine zusätzliche Gefahr: Aquaplaning. Ist die Geschwindigkeit zu hoch (oder der Wasserstand auf der Straße), bildet sich zwischen der Lauffläche der Reifen und der Fahrbahn ein Wasserfilm. Dieser unterbricht den Kontakt zwischen Reifenprofil und Straßenbelag, wodurch alle Lenkmanöver nur noch schwer oder gar nicht mehr zu kontrollieren sind.
So vermeidest Du gefährliche Situationen
Vom Anfänger bis zum Wiederaufsteiger, dessen letzte Ausfahrt schon eine Weile zurückliegt – alle Motorradfahrer profitieren davon, wenn sie regelmäßig trainieren und ihre Fertigkeiten im Umgang mit dem Motorrad vertiefen. Durch ein professionelles Training steigt das Fahrgefühl und die Fahrtechnik verbessert sich. Zugleich erhöht sich auch die Sicherheit, wenn schwierige Gefahrensituationen geprobt werden können, bevor sie auf der Straße passieren. Neben sicherheitsrelevanten Aspekten wird aber auch praktische Hilfe geboten. Im Motorradtraining lernst Du beispielsweise, wie Du mit den großen und schweren Maschinen richtig umgehst oder ein umgefallenes Motorrad wieder aufstellst. Ein Fahrsicherheitstraining ist also für jeden Motorradfahrer ideal, um seine Kenntnisse zu vertiefen und seine Fähigkeiten zu erweitern.
Fazit: Motorradtraining ist wichtig
Eine Kollision kann für einen Motorradfahrer unter Umständen tödlich enden. Der Straßenverkehr hält eine Vielzahl von Möglichkeiten bereit: eine unerwartet aufgestoßene Fahrertür, wenn man ein am Straßenrand parkendes Auto passiert; ein Ball, der im Wohngebiet plötzlich auf die Straße springt; ein Kleintransporter, der ohne Vorwarnung die Spur wechselt; ein Lkw, der die Vorfahrt missachtet und aus der Einmündung auf die Hauptstraße einfährt. Um dem Hindernis richtig ausweichen zu können, muss das komplexe Zusammenspiel aus Bremsen, Kupplung lösen und Lenkimpuls stimmen - und auch etwas Vertrauen in die Physik gehört dazu.