Geld sparen, Vermögen vermehren und es für die Zukunft absichern – mit diesen Themen sollte sich jede Frau auseinandersetzen, egal ob arm oder reich, jung oder alt. Trotzdem trauen sich viele nicht zu, ihr Geld anzulegen, demotiviert von falschen Glaubenssätzen und Klischees. Mit sieben dieser Mythen wollen wir nun ein für alle Mal aufräumen:
Podcast „herMoney Talk“ mit Iris Margenfeld
1. „Das lerne ich doch nie“
Leider wissen Frauen in vielen Ländern der westlichen Welt tatsächlich weniger über Finanzen als Männer. Das haben unter anderem Studien der Ökonomin Dr. Tabea Bucher-Koenen gezeigt.1 Doch als Bucher-Koenen in einer zweiten Befragung2 die Antwort-Option „Weiß nicht“ wegließ und die Frauen „raten“ mussten, offenbarte sich: Frauen wissen mehr über Zinsen und Diversifizierung, als sie sich zutrauen. Für eine schlaue Finanzvorsorge sind aber auch weder ein Doktortitel noch mathematisches Talent nötig, sondern nur etwas Selbstvertrauen. Glücklicherweise sind dank des Internets hilfreiche Informationen und praktische Anleitungen immer nur einen Klick entfernt. Alles, was Du brauchst, ist der Wille, Dir dieses Wissen anzueignen. Aber da Du diesen Artikel liest, bist Du schon mal auf dem richtigen Weg. Weiter so!
2. „Dafür habe ich keine Zeit“
Zugegeben: Wenn Du in Sachen Finanzen bei Null anfängst, musst Du Dir einige Stunden Zeit nehmen, um loslegen zu können. Besorg Dir ein Buch, schau ein paar Youtube-Videos und hör Dir Podcasts an, zum Beispiel diese Folge herMoney Talk über Altersvorsorge. Diese paar Stunden kannst Du als Deine erste gelungene Investition in eine abgesicherte Zukunft betrachten. Hast Du Dich erstmal für eine Strategie entschieden, kannst Du Dich schon fast entspannt zurücklehnen: Ein Depot oder einen Sparplan einzurichten dauert mit dem Smartphone nur ein paar Minuten. Danach musst Du nicht jeden Tag die Aktienkurse verfolgen und wie die Wölfin der Wall Street mit Wertpapieren handeln – eine schlaue Geldanlage läuft über viele, viele Jahre quasi von allein.
3. „Dafür bin ich zu alt“
Je früher Du mit dem Sparen und Investieren anfängst, desto einfacher. Nehmen wir an, Dein Ziel ist eine private Altersvorsorge, um Deine schmale Rente im Alter aufzustocken. Je früher Du mit der Vorsorge bzw. Geldanlage anfängst, desto weniger musst Du pro Monat zur Seite legen, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Und umso mehr Lebenszeit hast Du zur Verfügung, Dein Geld zu vermehren. Das verleitet viele zu der Annahme, sie seien mit 50+ zu alt zum Sparen. Falsch! Denn dann bleiben trotzdem immer noch 15 bis 20 Jahre bis zum Renteneintritt (je nachdem, wie unser Rentensystem in Zukunft aussehen wird). Wenn alles gut läuft, ist das mehr als ein Viertel Deines Lebens, in dem Du ein lohnendes Polster aufbauen kannst. Der Nachteil als Senior-Sparerin: Du hast nicht mehr so viel Zeit, eventuelle Verluste durch eine langjährige Anlage auszugleichen.
4. „Geldanlage lohnt sich nur bei großen Summen“
Anlegen lohnt sich immer. Auch wenn Du jeden Monat nur einen kleinen Betrag von etwa 25 Euro erübrigen kannst. Das ist immer noch mehr als nichts und „nichts“ ist in Zeiten von sinkender Rente, Gender Pay Gap und Inflation einfach keine Alternative. Wichtig beim Anlegen mit kleinen Beträgen ist, dass Dein hart gespartes Geld nicht für teure Finanzprodukte draufgeht. Die Aktien in einem Fonds zum Beispiel werden aktiv durch eine Managerin oder einen Manager verwaltet, die sich ihren Service durch Gebühren bezahlen lassen. ETFs (Exchange Traded Funds) funktionieren ähnlich – sie sind aber computergesteuert und deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Beide Arten der Geldanlagen beruhen auf Zinsen und Renditen. Heißt: Wenn Du Geld erst einmal in lohnenswerte Anlagen investiert hast, arbeitet es für Dich und vermehrt sich von Jahr zu Jahr. Kleine Beispielrechnung gefällig? Wenn Du ab jetzt jeden Monat 25 Euro in einen ETF mit einer (konservativ) geschätzten Rendite von 5 Prozent einzahlst, kannst Du in 20 Jahren mit einem angesparten Betrag von rund 10.150 Euro rechnen.3 6.000 Euro davon sind Dein investiertes Geld, 4.150 Euro Rendite gibt es „geschenkt“. Zahlst Du 100 Euro über 30 Jahre ein, liegst Du schon bei einer Rendite von rund 45.500 Euro – im Vergleich zu einer Sparsumme von 36.000 Euro. Wenn sich das mal nicht lohnt.
5. „Ich kann einfach nicht sparen“
Für die allermeisten Leserinnen lautet die harte Antwort: Du willst einfach nicht. Es ist aber auch verständlich. Sparen widerspricht dem zutiefst menschlichen Bedürfnis nach sofortiger Belohnung. Aber damit stellen wir uns selbst ein Bein: Wenn Du Dir für 25 Euro ein Oberteil kaufst, hält das Glücksgefühl vielleicht ein paar Minuten. Legst Du diese 25 Euro jedoch an, investierst Du sie in eine armutsfreie, unabhängige und sorglosere Zukunft. Tatsächlich erfordert Sparen Kreativität, Hartnäckigkeit und Disziplin. Du kannst beispielsweise Handyverträge vergleichen und wechseln, auf Deinen Kaffee to go verzichten, ein Haushaltsbuch führen. Aber sind die ersten Ziele erstmal erreicht, motiviert der Erfolg enorm. Und Du wirst sehen: Sparen kann richtig Spaß machen.
6. „Auf dem Aktienmarkt kann ich nur Geld verlieren“
Das Gegenteil ist der Fall: Wegen Inflation und niedrigen Zinsen verlierst Du Dein Geld, wenn Du es in der Kaffeedose oder auf einem Sparbuch bunkerst. Und dazu neigen Frauen leider mehr als Männer. Doch das Blatt wendet sich langsam: Dank Influencerinnen wie Madame Moneypenny, die in Podcasts und Workshops über das Thema Frauen und Finanzen aufklärt, wagen sich immer mehr Frauen an die Börse. Im Jahr 2022 kamen sogar mehr Frauen als Männer in den Aktienmarkt: 482.000 Frauen erwarben erstmals Anteile an ETFs, Aktien oder Fonds, aber nur 338.000 Männer. Trotzdem wird der deutsche Finanzmarkt mit 8,1 Millionen männlichen und 4,7 Millionen weiblichen Teilnehmenden von Männern dominiert.4 Die Statistik zeigt: Wenn Du breit gestreut (diversifiziert) und langfristig anlegst, ist das Verlustrisiko verschwindend gering. Eine monatliche Geldanlage in den globalen Aktienindex MSCI World in den Jahren 2001 bis 2022 brachte zum Beispiel eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,1 Prozent.5
7. „Geldanlage ist was für Zocker“
Wie das Beispiel des MSCI World zeigt: Du kannst Dein Geld sicher und risikoarm am Aktienmarkt vermehren. Oder auch nicht: Willst Du Tag für Tag mit Aktien jonglieren und an der Börse zocken, könntest Du das tun. Es wäre allerdings recht untypisch: Mehrere Studien legen nahe, dass Frauen am Aktienmarkt vorsichtig agieren und Anteile langfristig halten, sie bevorzugen ETFs und Fonds.6 Männer dagegen sehen Geldanlage eher als Spiel, gehen größere Risiken ein und kaufen häufiger Einzelaktien. Der Vorteil einer selbstbestimmten Geldanlage? Du bestimmst den Kurs selbst.
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https://www.econstor.eu/bitstream/10419/270612/1/vjh.90.1.011.pdf
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2
https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp21015.pdf?_gl=1*flge10*_ga*MTA5ODMxMzk5OS4xNjkzODIyMTAy*_ga_KFD4G5CY27*MTY5MzgyMjEwMS4xLjAuMTY5MzgyMjEwMS4wLjAuMA..
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https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/anlegen/sparen-mit-etfs/etf-sparplanrechner#einzahlung
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https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/230117_Deutsches_Aktieninstitut_Aktionaerszahlen_2022.pdf
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https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/221231_MSCI_World-Rendite-Dreick_Web.pdf
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6
https://www.derstandard.de/story/2000144322581/frauen-investieren-oft-erfolgreicher-als-maenner und https://www.ing.de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/ing-privatanleger-analyse-frauen-erzielen-2019-hohere-rendite-als-manner/