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Eine Wohngebäudeversicherung leistet, wenn nach einem versicherungsrelevanten Schaden Dein Haus repariert oder neu aufgebaut werden muss. Wenn Du die Versicherungssumme mithilfe des gleitenden Neuwerts bestimmen, bist Du gegen den Totalschaden des Gebäudes abgesichert. Der wesentliche Vorteil dieser Berechnungsmethode ist folgender: Eine Unterversicherung kann nicht auftreten. Im Ratgeber erhältst Du Infos zur genauen Berechnung der Versicherungssumme in der Wohngebäudeversicherung. Informationen zur Wohngebäudeversicherung von Cosmos Direkt findest Du auf der Produktseite.
Diese Begriffe solltest Du kennen
Eine Wohngebäudeversicherung bietet Dir finanzielle Sicherheit und umfassenden Schutz für Dein Haus. Die Versicherungssumme muss aber so gestaltet sein, dass die aktuellen Kosten im Fall eines Schadens gedeckt sind. Das trifft umso stärker zu, je länger Kauf oder Bau des Gebäudes zurückliegen. Liegt ein größerer Schaden vor – beispielsweise wenn ein leckendes Heizungsrohr eine Mauer durchfeuchtet hat, die nun aufwendig trockengelegt werden muss – oder wurde das Gebäude komplett zerstört, muss die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung Reparatur beziehungsweise Wiederaufbau ausgleichen können. Daher empfiehlt es sich, bei der Berechnung des Deckungsumfangs nicht auf den Neubau- oder gängigen Marktwert des Gebäudes zu setzen, sondern auf den sogenannten Wert 1914.
Wohngebäudeversicherung: Versicherungssumme bestimmen
Bei vielen Versicherungen wird die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung mit dem "Wert 1914" berechnet. Bei diesem Wert handelt es sich um eine fiktive Rechengröße, die als einheitliche Grundlage zur Ermittlung des Gebäudeneubauwerts verwendet wird. Der große Vorteil des Werts 1914 ist, dass er sich nicht mehr verändert – er dient somit als stabile Grundlage für die Berechnung des Neubauwerts.
Wie wird der Wert 1914 bestimmt?
Angesichts der Preisentwicklung sind die Gebäudewerte unterschiedlicher Jahrgänge nicht vergleichbar. Hat ein Haus in 1980 rund 200.000 DM gekostet, würde der Wiederaufbau aktuell mit viel höheren Kosten zu Buche schlagen. Zu den damaligen Kosten wäre ein Neuaufbau kaum zu finanzieren. Neben strengeren Bauvorschriften machen sich auch strikte Vorgaben für energieeffizientes Bauen bemerkbar. Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, hat man sich auf diesen Referenzwert geeinigt, von dem aus der jeweils gültige Gebäudewert bestimmt wird. Der Wert 1914 ist eine fiktive Berechnungsgröße. Sie gibt den Neubauwert des Gebäudes im Jahr 1914 an – auch wenn es im Jahr 2014 gebaut wurde.
Das Jahr 1914 wurde nicht willkürlich festgelegt. Denn die Baupreise in diesem Jahr waren über einen relativ langen Zeitraum stabil und dadurch aussagekräftig, was den eigentlichen Gebäudewert betraf. Mit Hilfe des jährlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baupreisindex lässt sich der Wert 1914 umrechnen, sodass der Neubauwert für jedes Jahr ermittelt werden kann.
Der Baupreisindex spiegelt die langfristige Entwicklung der Preise für Bauleistungen wider. Berücksichtigt werden sowohl Leistungen beim Neubau als auch bei der Instandhaltung von Gebäuden, zum Beispiel Abdichtungs-, Klempner-, Gerüst-, Beton- oder Maurerarbeiten. Aber auch Ausbauarbeiten wie die Dämmung von Gebäuden, der Einbau einer Heizungsanlage oder die Erneuerung der kompletten Elektrik fließen in den Wert ein.
Entwicklung des Baupreisindex
Jahr | Baupreisindex | Jahr | Baupreisindex |
---|---|---|---|
2005 | 1.053, 4 | 2015 | 1.310,3 |
2006 | 1.073,5 | 2016 | 1.330,7 |
2007 | 1.145,1 | 2017 | 1.358,3 |
2008 | 1.177,7 | 2018 | 1.396,7 |
2009 | 1.187,7 | 2019 | 1.454,3 |
2010 | 1.199,6 | 2020 | 1.523,0 |
2011 | 1.232,8 | 2021 | 1.568,3 |
2012 | 1.230,4 | 2022 | 1.688,2 |
2013 | 1.263,0 | 2023 | 1.961,4 |
2014 | 1.289,4 | 2024 | 2.175,9 |
Wie erfolgt die Berechnung des Wertes 1914?
Aus dem Neubauwert und dem Baupreisindex des entsprechenden Jahres lässt sich der Wert 1914 berechnen. Dafür nutzt man die folgende Formel:
Wert 1914 = Neubauwert / Baupreisindex im entsprechenden Jahr x 100
Um den aktuellen Gebäudewert zu erhalten, muss der Wert 1914 dann mit dem gültigen Baupreisindex multipliziert werden:
Gebäudewert = Wert 1914 x aktueller Baupreisindex / 100
Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus
Wert des Gebäudes 2005 | 222.000 Euro |
Baupreisindex im Jahr 2005 | 1.053,4 |
Wert 1914 | 21.074,62 Goldmark |
Baupreisindex im Jahr 2024 | 2.175,9 |
Wert des Gebäude im Jahr 2024 | 458.563 Euro |
Neubauwert und Verkehrswert
Der Neubauwert ist der Betrag, der nötig wäre, um bei einer vollständigen Zerstörung der Immobilie das Gebäude im gleichen Zustand wieder aufzubauen. Dieser Wert ist für die Versicherer von Bedeutung, hat aber nichts mit dem Verkehrswert der Immobilie zu tun. Der Verkehrswert ist der Betrag, der für das Gebäude bei einem Verkauf auf dem freien Markt erzielt werden kann. Oftmals liegen der Neubauwert und der Verkehrswert sogar weit auseinander. Denn ein großes und hochwertiges Haus in ungünstiger Lage kann beispielsweise einen Verkehrswert von 300.000 Euro haben, während sich der Neubauwert aufgrund der Größe und Ausstattung 400.000 Euro beträgt.
Was die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung alles umfasst
Damit die Versicherungssumme der Gebäudeversicherung und der Neubauwert im Fall eines Totalschadens auch übereinstimmen, fragen alle Versicherungen zum Beispiel Größe, Ausstattung und Aufbau des Hauses ab. Zu den wichtigsten Informationen, die Du angeben musst, gehören:
- Haustyp: Ein-/Zweifamilienhaus oder Mehrfamilienhaus
- Anzahl Garagen/Carportstellplätze
- Dach: Ausgebautes Dachgeschoss, nicht ausgebautes Dachgeschoss, Flachdach
- Bauart: Massivhaus oder Fertighaus
- Voll-/Teilunterkellerung: Ja oder nein
- Wohnfläche: gesamte ausgebaute Wohnfläche vom Keller- bis zum ausgebauten Dachgeschoss
- Baujahr bzw. Bezugsfertigkeit
- Adresse
Berücksichtigt werden weiterhin verschiedene Einbauten, die den Wert des Gebäudes erhöhen:
- Einbauschränke
- Hochwertige Sanitärinstallationen
- Heizungs- und Klimaanlagen
- Schwimmbecken
- Edelholzverkleidungen
- Echtholzparkett
- Kachelofen
- Sauna
Auch bestimmte Gegenstände, die außen am Gebäude befestigt sind, können in den Versicherungsschutz aufgenommen werden. Dazu gehören:
- Photovoltaik-Anlagen
- Markisen
- Überdachungen
- Antennen
- Briefkastenanlagen
- Überdachungen
Auch weitere Grundstücksbestandteile können mitversichert werden. Dazu gehören:
- Gartenhäuser
- Geräteschuppen
- Hundezwinger
- Müllbehälterboxen
- Pergolen
Beachtung gilt auch den Materialien, die für das Dach verwendet wurden. Hast Du ein Naturschiefer-, Kupfer- oder Reetdach auf Deinem Haus, musst Du dies angeben. Der Grund sind die besonderen Vorsichtsmaßnahmen, die zu treffen sind, um die Sicherheit des Gebäudes zu wahren. Naturschiefer muss beispielsweise alle ein bis zwei Jahre auf Risse kontrolliert werden, die durch Hitze und Frost entstehen können. Kupfer ist anfällig für Korrosion, während ein Reetdach erheblich die Feuergefahr erhöht, zum Beispiel nach einem Blitzschlag oder der Einwirkung von Feuerwerk. Daher wird oft ein Aufschlag auf die Versicherungsprämie fällig.
Gleitender Neuwertfaktor
Um die Höhe der Versicherungsprämie zu bestimmen, verwenden die meisten Versicherer den gleitenden Neuwertfaktor. Dieser wird einmal im Jahr vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft veröffentlicht. Allerdings handelt es sich dabei um eine Empfehlung, der die Versicherer folgen können, aber nicht müssen. Im Einzelfall kann ein Versicherer bei der Berechnung der Prämie vom gleitenden Neuwertfaktor abweichen. Der gleitende Neuwertfaktor berücksichtigt zwei Aspekte: Die Entwicklung des Baupreisindex und die Steigerungen der Tariflöhne im Baugewerbe. Denn bei einem vollständigen Wiederaufbau müssen die aktuellen Materialkosten durch die Gebäudeversicherung abgedeckt werden und die Versicherungssumme muss ausreichen, um die aktuellen Löhne zu zahlen.
Gleitender Neuwertfaktor: Entwicklung
Jahr | Gleitender Neuwertfaktor |
---|---|
2025 | 26,7 |
2024 | 26,1 |
2023 | 24,3 |
2022 | 21,2 |
Wie erfolgt die Berechnung der Prämie mithilfe des gleitenden Neuwertfaktors?
Bei der Berechnung spielt wieder der Wert 1914 eine wichtige Rolle. Er wird mit dem gleitenden Neuwertfaktor und mit dem Beitragssatz der Versicherung multipliziert. Die entsprechende Formel lautet:
Versicherungsprämie = Wert 1914 x gleitender Neuwertfaktor x Beitragssatz
Der Beitragssatz wird von der Versicherung festgelegt.
Fazit: Wohngebäudeversicherung mit gleitender Versicherungssumme wählen
Wenn Du die Versicherungssumme der Gebäudeversicherung nach dem Wert 1914 und mit dem gleitenden Neuwert bestimmst, bist Du gegen einen Totalschaden abgesichert.
Der wesentliche Vorteil des gleitenden Neuwerts gegenüber anderen Berechnungsmethoden, die zum Beispiel den Verkehrswert oder den Neuwert des Gebäudes als Maßstab nehmen, ist folgender: Eine Unterversicherung kann nicht auftreten. Die Versicherungssumme ist immer so hoch, dass der komplette Wiederaufbau inklusive aller Material- und Lohnkosten sowie die Konstruktions- und Planungskosten abgedeckt sind. Das bedeutet: Die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung passt sich immer automatisch den aktuellen Umständen an. So brauchst Du nicht ständig die Entwicklung von Bau- und Lohnkosten zu beobachten. Auch eine regelmäßige Anpassung des Versicherungsschutzes ist nicht notwendig.
Der Wert des Gebäudes, den die Wohngebäudeversicherung schützt und der durch die Versicherungssumme abgedeckt wird, geht über den tatsächlichen Wert eines Gebäudes im Sinne eines Verkaufswertes hinaus. Dieser wäre auch kaum vergleichbar, spielen beim Marktwert doch nicht nur Bauweise und Ausstattung sowie tatsächliche oder vermeintliche Mängel eine Rolle, sondern auch Lage oder Infrastruktur.
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